Aktuelles

Eine Begegnung voller Freude und Hoffnung!
Schön, dass wir das erleben dürfen! Zwei Menschen treffen sich, zwei werdende Mütter! Die eine ist fast schon zu alt! Die andere fast noch zu jung! Die eine hat ganz viel Geschichte hinter sich – die andere noch ganz viel vor sich. Elisabeth und Maria. Zwei verschiedene Generationen. Doch worauf es ankommt – das sind die Kinder. Was von ihnen zu sehen ist? Gewölbte Bäuche; das Schweben zwischen Freude und Zweifel! Aber auch gleich voller Hoffnung. In seinem Evangelium erzählt Lukas (1,38-45) von dieser einmaligen Begegnung. Eine Wiederholung hat es leider nicht gegeben. Nur die beiden Kinder werden später ständig irgendetwas miteinander zu tun haben.
Merkwürdig an diesen beiden Menschen ist: Die Freude von Elisabeth gilt nicht dem Kind, das in ihrem Bauch wächst – sie freut sich überschwänglich über das Kind, das im Bauch der Maria darauf wartet, das Licht der Welt zu erblicken. Die alte Frau nennt das noch nicht geborene Kind sogar ihren Herrn! Große Dinge scheinen sich anzukündigen, von denen wir noch wenig wissen. Was weiß Elisabeth? Maria ist in dieser Begegnung still. Sie sagt – außer ihrem Gruß, als sie das Haus betritt – kein Wort. Sie hört zu und überlegt die Aussage Elisabeths in Dankbarkeit.
Die Bewegung des Babys im Bauch könnte so gedeutet werden: Johannes freut sich auf Jesus! Johannes freut sich darüber, dass die alten Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen. Dabei ist Johannes noch nicht einmal geboren! Das macht diese Geschichte schön und spannend. Bevor nur ein Wort gesagt wird, wandert die Freude über die Bäuche der Frauen. Es ist jetzt nicht das Gesicht, auch nicht die Augen, die lachen – es ist der Bauch! Diese Lukas Geschichte ist einmalig: dass ein Bauch vor Freude bebt, hat die Welt bis dahin noch nicht gesehen.
Diese Begegnung zwischen Elisabeth und Maria ist eine intime Szene – eigentlich. Von Lukas aber so gemalt, dass die ganze Welt zusehen soll. In der Begegnung dieser beiden Frauen treffen Welten aufeinander: die „alte“ Welt, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat – und die „neue“ Welt, die Schalom, Frieden, Heil bringt. Hier treffen Hoffnungen aufeinander. Dass Gott so klein anfängt, passt ER doch tatsächlich in einen Bauch.
In dieser Begegnung spüren wir Zärtlichkeit und Nähe. Man fühlt die Wärme der Haut, die Wärme des Atems. Die leisen Worte. Die Hand der Elisabeth – sie liegt jetzt auf dem Bauch der jungen Frau – und spürt wie sich das Kleine bewegt. Wir sehen die Geborgenheit. Eine Hand legt sich auf die Schulter, die andere auf den Bauch. Elisabeth freut sich, ihr Kind freut sich auch, und schenkt Maria Nähe und Wärme, dem Mädchen, das verzweifelt und hilflos einfach dasteht. Maria brachte ihr Kind zur Welt, dann ist Weihnachten.
Nun frage ich mich: Was schenke ich den Andern bei unseren Begegnungen? Angst/Traurigkeit, oder eben Geborgenheit, Freude und Hoffnung? Ja! Dass Menschen in Sicherheit wohnen und glücklich sein können, ist eine Hoffnung von einem Ende der Erde zum anderen. Manchmal braucht der Frieden – nur einen Menschen. Kann ich wohl dieser Mensch sein?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neu Jahr 2022.
Bleiben Sie gesund!
Ihr/Euer Pfarrer
Emeka Ndukaihe

„Lichternacht“ in der Pfarrei Christkönig
„Zur Mitte finden“ – betrifft uns alle.

Vorabendgottesdienst zum 3. Adventsonntag „Gaudete“ in der Pfarrei Christkönig

Straubing (spe)
„Gaudete“, so beginnt der Introitus des Dritten Adventssonntags mit dem Wort GAUDETE (Freuet Euch). Die Liturgie stimmt die Gläubigen darauf ein, dass der Herr mit der Erlösungsgnade nahe ist, daher „Freuet Euch“. Pfarrer Dr. Emeke Ndukaihe und Diakon Wolfgang Sattich-Jaklin setzten diese Botschaft um. In den Texten und der musikalischen Einstimmung, die Frau Barbara Fellinger mit einfacher, stimmiger Diktion leistete, spürten die Gläubigen diese .
Brennende Kerzenlichter in Form von Labyrinthen gelegt, bestimmten den Altarraum. Pfarrer Dr. Emeke Ndukaihe thematisierte die Schwierigkeit, die die Menschen haben, die Mitte zu finden. Er formulierte die Herausforderungen des Alltags, worum die Menschen ihren Lebens-mittelunkt kreisen lassen, was ihnen wichtig ist: Auto, Besitz, Beruf und Karriere oder Kinder. Manche Menschen machen sich aber selber zum Mittelpunkt, kreisen nur um sich selbst. Das führt erheblich zur Krise, meinte der Prediger. „Der Grund dafür ist einfach zu benennen!“ meinte Dr. Ndukaihe. Die Zielrichtung ist nämlich falsch gewählt, es fehle Christus, als der Mittelpunkt, als der bestimmende Anker. Lektorin Frau Christa Steindl trug sodann das „Hohelied der Liebe“ vor. Darin wird das Wesentliche ausgedrückt, kommentierte Dr. Ndukaiha, worauf es im Leben ankommt.
Die Geschichte vom „Kleinen Licht“, rezitierte Frau Erna Endner. Die Lichtthematik führte Diakon Wolfgang Sattich-Jaklin mit dem Textbeitrag „Das Licht leuchtet in der Finsternis“ weiter und führte damit erneut zum Kernthema „Mitte finden!“ Die gebrochene, gebrauchte Osterkerze wurde vom liturgischen Dienst, von Frau Andrea Baumgartner, zum Altar ge-bracht, ganz in den Mittelunkt gestellt. Sie sollte symbolisch verdeutlichen, dass es im menschlichen Leben keine leidfreie Zone gebe. Erfolgreiches Leben beinhalte auch den Schmerz, aber auch dessen Überwindung. Der Prediger verwies auf die Kerze und lenkte den Blick auf die Brüche und Schäden, die auf der Kerze zu erkennen sind. „Der Sinn einer Kerze ist es, Licht zu erzeugen, sogar im Modus des Gebrochenen!“ meinte Dr. Ndukaihe. Der Lebenssinn einer Kerze ist es, im Brennen zu vergehen, zu schmelzen; das ist der Sinn des Kerzenlebens. „Auf den Menschen übertragen heißt das, dass wir Menschen durch das Labyrinth des Lebens zwar beschwerliche Wege beschreiten, aber den Lichtstrahl, der uns Orientierung gibt, können wir in Christus erkennen.

Der Weg zur Mitte
Um den Weg zur Mitte zu finden, empfahl Dr. Ndukaiha 5 Schritte. Jeder ist einmalig, einzigartig und unverwechselbar. Und daher sollte sich keiner mit anderen Menschen vergleichen. Die Angst ist ein schlechter Ratgeber; jeder Mensch trägt zwar Ängste und Befürchtungen mit sich; sie sind aber als Herausforderungen zu meistern. Der dritte Rat bezog sich auf die eigene Bequemlichkeit. „Überwinden Sie die Komfortzone!“, meine der Pfarrer. Im nächsten Ratschlag empfahl er sich selbst anzunehmen, so wie man ist und welche Fähigkeiten man mitbringt. Und im Wesentlichen mögen Sie gelassener werden und auch mehr Zeit für sich selber zu entdecken, dann kann man im Labyrinth des Lebens auch die Mitte finden und ein Stück mehr „Selbst“ werden.
In der Pfarrei Christkönig wird diese Botschaft von „Gaudete“, dieses „Freuet Euch“ umgesetzt und somit die Erwartung auf die Geburt des Erlösers vorbereitet.
Wohltuende Ruhe bestimmte den Kirchenraum und die vielen Kerzen, die „Labyrinthe“ des Lebens nachgehen strukturierten den Altarbereich. Sie bestimmen durch ihre Leuchtkraft den Raum, führen den Kirchenbesucher in eine mystische Welt. Das, was wir landläufig mit der „Stillen Zeit“ – als der „Adventszeit“ benennen, wird hier spürbar. Denn in den Texten und Gedanken des Priesters und der Lektoren wird absolut das Hinhören auf den Kern der Umkehr, wie es die Adventszeit mit uns vorhat, umgesetzt. Höchst beeindruckend es ist aber, den Kirchenbesuchern tut diese Abendstunde gut, denn sie bleiben noch lange sitzen, meditierend, in sich einkehrend und wohl die Botschaft der Ankunft des Herrn bedenkend. Und das in der Coronazeit, Hygiene und Abstände berücksichtigend. Somit war die Kirche bis in die „letzte Ecke“ gefüllt!
-spe-
Bilder:
• Kirchenraum in Christkönig – Labyrinth
• Zelebranten (von links) Diakon Wolfgang Sattich-Jaklin und
Pfarrer Dr. Emeke Ndukaihe

Begleitwort des Pfarrers in den Sommer-Ferien 2021:
Liebe Gemeinde, auch wenn so eine längere Auszeit wie im Sommerurlaub nicht immer möglich ist, muss man sich regelmäßig, wenn die Kräfte aufgebraucht sind, Orte der Stille zum Ausruhen aufsuchen. Selbst Jesus lädt im Markus-Evangelium (Mk.6, 30ff) seine Jünger nach ihrem Einsatz ein: „Kommt mit an einen einsamen, stillen Ort und ruht ein wenig aus“. Ja! Dem Stress des Alltags entfliehen, zur Ruhe kommen, zu mir selbst finden, dazu lädt Jesus hier ein. Diese Einladung Jesu können auch wir in die Ferienzeit übertragen.
Tatsächlich waren die Jünger Jesu fleißig unterwegs, „sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen.“ Da ist viel Arbeitsbegeisterung heraus zu spüren. Dann kam dieser Ruf: Rückzug. Abschalten. Einmal Zeit nehmen für dich. Einfach da sein. Ja! Jesus versteht es: die Jünger müssen nicht nur „funktionieren.“ Eben! In der Rasanz unserer Zeit muss der Mensch aber nur funktionieren, Leistung erbringen, nach dem Motto „Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.“
Nun stelle ich mir bildlich vor, wie die Jünger nach ihrer Rückkehr von ihren Erlebnissen berichten, einige vielleicht ganz aufgeregt und euphorisch, andere vielleicht resignierend. Es ist wichtig, dass sie die Fülle ihrer Erfahrungen miteinander und mit Jesus teilen können. Dazu lädt uns Jesus zum einsamen Ort in den Ferien ein – um unsere Erfahrung/Erlebnisse mit ihm bzw. mit unseren Familien / Freunden zu teilen. Heute geht es vielen Menschen so, dass sie kaum noch abschalten können. Immer größere Herausforderungen im Beruf – heuer noch brisanter mit Home Office und allem, was dazu gehört. Der Leistungsdruck in der Gesellschaft wächst, und wir setzen uns immer wieder auch selbst unter Druck.
Scheinbar hat uns die Corona-Pandemie Rückzug und Isolierung verordnet, Chance für den „einsamen Ort“, den die Bibel beschreibt. Ein Ort, sich wieder selbst zu finden nach Hast, Terminkollisionen, Stress. Dieser Ort bietet Möglichkeit nachzufragen: Worin liegt der Grund meiner Unruhe? Was ist der Sinn meines Lebens? Wohin gehe ich? Ja! Wer ausgebrannt ist, wer im Burnout oder in der Depression lebt, kann doch nicht „Salz der Erde“, „Licht der Welt“ sein, wie von uns Christen erwartet wird; anders gesagt: der kann doch nicht Freude, Hoffnung, Zuversicht vermitteln.
Bei allem, was wir tun, ist es wichtig, immer wieder innezuhalten, sich eine Pause zu gönnen und zur Ruhe zu kommen. In dieser Ruhe werde ich wieder offen sein – für das Wesentliche; kann ich Gott in mich einlassen und meine Beziehung zu ihm neu beleben. Es gibt ganz unterschiedliche Methoden, wie Menschen abschalten können: die einen ziehen sich tatsächlich in die Einsamkeit zurück, auf einen Berg, an einen See, ans Meer; die einen brauchen Sport, Jogging, Fahrrad, andere brauchen den Austausch mit einem guten Freund oder einer guten Freundin, manche ziehen sich in ein Kloster zurück, andere in die Bibliothek, einige machen sich auf einen (Pilger)Weg, usw. Diese Zeit des Sommerurlaubs wäre eine gute Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Einfach abschalten.
Auch im Alten Testament hat Gott den Sabbat (Tag des Herrn) als „Tag des Ruhens“ geheiligt. Er soll für jeden ein Tag der Gottesbegegnung sein, mit Einladung nicht nur zum politischen- / wirtschaftlichen- / touristischen- / gastronomischen Stammtisch, sondern auch an den eucharistischen Stammtisch. Die Gelehrten des Talmud erzählen, dass der Sabbat nicht deshalb geschaffen wurde, weil Gott Ruhe gebraucht hätte, sondern Gott wollte, dass die Ruhe für uns geheiligt werde. Davon sind wir heute oft weit abgerückt. Ich meine nur: Zeit zum Abschalten ist lebensnotwendig. Allerdings dürfen wir nicht bei der Suche nach diesem stillen Ort des Ausruhens Gott außenvor lassen. Er schenkt uns die Kraft für neue Herausforderungen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Ferienzeit mit dem Segen Gottes.
Ihr Pfarrer Emeka Ndukaihe

Konsequenzen des Pfingst-Ereignisses
Pfingsten heißt: Gott schüttet seinen Geist über uns aus, grenzenlos ist seine Liebe. Menschen fangen an, sich zu verstehen, Verzagte werden mutig, Verstummten wachsen die Worte zu. Plötzlich fühlen wir einen guten Geist in der Welt. Ja! In der Sprache der Menschen gibt es Wörter, von denen man sagen kann: man kann das nicht sehen, nicht greifen, aber man kann es fühlen – z. B: Liebe, Freude oder Geist. Ich kann den Heiligen Geist nicht sehen, aber ich kann ihn erfahren. In der Apostelgeschichte (2,1-13) wird es faszinierend geschildert, wie der Heilige Geist wirkt. Der Sturm, die Feuerzungen, das Brausen vom Himmel. Das alles hat die Apostel bewegt. Jesus hat seinen Geist gesendet. Das spürten sie. Sie wurden begeistert in einem ganz tiefen Sinn. Nun, als sie spürten: alles ist doch wahr, da konnten sie vor die Menschen treten. Dann hören wir wie Petrus plötzlich mutig wird und von seinen Erfahrungen überzeugend redet. Sicher: Petrus war kein Redner, er war Fischer. Er hat niemals einen Rhetorikkurs besucht. Er konnte einfach reden, weil er begeistert war. Es gibt auch unter uns Christen Menschen, denen das freimütige Sprechen in die Wiege gelegt ist. Sie können freimütig über ihren Glauben erzählen. Solche brauchen wir heute mehr dann je.
Die Frohbotschaft mit Worten zu verkünden, das ist nicht nur Priestern vorbehalten. Es gibt sicher viele Möglichkeiten, von meinem Glauben zu sprechen. Das Tun ist auch wichtig. Die Apostelgeschichte hat einen sehr symbolischen Zug. Die Apostel werden verstanden von den verschiedenen Völkern. Übertragen auf uns: wer erfüllt vom Heiligen Geist spricht, der spricht so, dass ihn jeder verstehen kann, sei es ein gebildeter, sei es ein ungebildeter Mensch. Die Menschen werden angerührt. Der Glaube entsteht dadurch, dass andere Menschen erzählen, dass andere diesen Glauben mutig in Wort oder Tat verkünden. Pfingsten sagt uns: wir brauchen uns mit der christlichen Botschaft nicht zu verstecken. Johannes beschreibt in seinem Evangelium (Joh.20,19-23), dass die Jünger aus Angst vor den Juden die Türen verschlossen. Doch sind diese Türen kein Hindernis für den Geist Gottes. Wir haben auch viele Türen aus Angst verschlossen. Jesus aber nimmt die Ängste der Jünger ernst. Er nimmt auch unsere Ängste ernst. Ich bin sehr davon überzeugt: gerade meine Ängste, die Ängste der Kirche nimmt Gott an, um sein Werk zu tun. Die Ängste können für mich ein Weg zu Gott sein, indem ich lerne: ich bin als Mensch abhängig von Gott, angewiesen auf seine Fürsorge für mich.
Gott beruft auch heute noch Menschen – dich und mich. Er erfüllt uns immer noch mit seinem Geist. Die Pfingstbotschaft kann mir Mut machen, sich ganz auf Gott zu verlassen, mich bei ihm geborgen zu wissen; aus der Überzeugung: ich lebe aus seiner Kraft. Ich lebe daraus, dass er mich anhaucht. Zwei Mal erzählt die Bibel, dass Gott den Menschen anhaucht: einmal in der Schöpfungsgeschichte (Genesis 1,26-31): Gott blies seinen Lebensatem in den Menschen; zweitens in der Pfingstgeschichte (Joh.20,19-23). Dieses Mal, in Verbindung mit Vergebung. Jesus spricht: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben“. Das heißt: Jeder Akt der Vergebung, jede kleine Versöhnung ist doch ein Zeichen, dass Gottes Geist wirkt in uns. Menschen lernen durch den Geist Gottes einander zu verstehen und gegenseitig anzunehmen. Nicht umsonst zählt Paulus daher in seinem Brief an die Galater (5,16-25) auf, was die Werke des Geistes sind: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Diese tragen zur Versöhnung bei. Sie führen mich zu Gott und den Menschen hin. Ja! Der Geist eint Menschen – unter sich und mit Gott. In der Liebe wirkt der Heilige Geist konkret bei einzelnen und in der Gemeinschaft.
Ihr Pfarrer
Dr. Dr. Emeka V. Ndukaihe

Ostergruß 2021
Ist das Leid wirklich Sinnlos?
Liebe Gemeinde, das zweite „Corona-Osterfest“ wird angeläutet. Wie wird es uns dabei gehen, die Karwoche nun wieder im Lockdown zu feiern? Für mich ist es schmerzhaft – und ich vermute, dass Sie es ähnlich empfinden. Unterschiedliche Reaktionen sind nachvollzielbar. Wenn wir in eine unbekannte bedrohliche Situation kommen, fühlen wir uns ausgeliefert. Entweder wir fallen in die Schockstarre oder wollen aktiv werden und reagieren mit panischem Aktionismus. Sobald wir etwas getan haben, auch wenn es noch so irrational ist, fühlen wir uns erleichtert. Als im März 2020 der Corona-Lockdown angekündigt wurde haben viele von uns mit panikartigen Einkäufen reagiert, Waren des täglichen Bedarfs gehamstert. Hefe und Klopapier waren Spitzenreiter und lange ausverkauft. Aus heutiger Sicht eine lächerliche Reaktion.
Auf unterschiedliche Weise setzt sich der irrationale Umgang mit der Bedrohung jedoch bis heute fort. Dabei machen alle möglichen und unmöglichen Erklärungstheorien und Vorschläge zur Bekämpfung der Pandemie die Runde. Populisten versuchen aus der Angst politisches Kapital zu schlagen. Geschäftemacher nutzen die Not schamlos aus. Zum Glück gibt es da noch Menschen, die kühlen Kopf bewahren. Ihnen gelingt es, durch rationalen Umgang besser mit der Situation klarzukommen. Durch simple Maßnahmen wie Abstandhalten, Mund- und Nasenschutz sowie Händedesinfektion können wir uns weitgehend vor Ansteckung schützen. Das hatten wir bald gelernt, es ist uns in Fleisch und Blut über gegangen.
Wie aber lassen sich unserer Panik, unsere Niedergeschlagenheit und unsere düsteren Gedanken verstehen? Es ist einfach: Immer ist Angst vor dem Leiden im Spiel. Dank des Wohlstands der letzten Jahrzehnte haben wir es geschafft, das Leid an den Rand zu drängen. So haben wir es einfach verlernt, mit Leid umzugehen. Leidensfähigkeit aber ist im Grunde eine Voraussetzung für Wachstum; sie hilft bei der Selbstreflexion, stärkt die Kraft zur Veränderung, lässt uns reifen und über uns selbst hinauswachsen, uns selbst zu transzendieren. Das Leid ist unvermeidlich und sogar natürlich, so steht das Leiden schon am Anfang unseres Lebens: Für Mutter und Kind ist die Geburt ein Vorgang voller Leid und Schmerz. Und doch ist die Geburt das Tor zum Leben. Die Heilige Woche führt uns diesen Zusammenhang theologisch sinnenhaft vor Augen: das Leiden geht der Auferstehung voraus; trotzdem haben wir Angst davor! Ziel und Sinn des Lebens aber sind nicht materielle Werte im Überfluss. – Denn die sind am Ende wirklich überflüssig!
Der Sinn unseres Lebens ist die Reife der menschlichen Seele! Und auch dieses Reifen geht nicht ohne leidvolle Erfahrungen. Das gilt auch für Jesus. Welchen Sinn hatte also das Leiden Jesu? Jesus erkennt, dass sein Weg ein leidvoller sein wird und er versucht dies seinen Jüngern klarzumachen. Sie aber verstehen ihn nicht. Sie verdrängen die Möglichkeit des Leidens. Da sind die Jünger uns ganz ähnlich: Kein Mensch sucht das Leid freiwillig. Solange wir nur können, drängen wir den Gedanken an das Leid aus unserem Leben. Wenn jemand ein schweres Leid trifft, neigen wir dazu es als ein bedauerliches Einzelschicksal zu betrachten. Nichts scheint uns sinnloser als das Leiden. Im Leiden etwaige Sinnhaftigkeit zu suchen scheint uns völlig absurd, darüber nachzudenken Gedankenverschwendung.
Einmal greift Jesus in der Erklärung seines Leidens auf ein Bild aus der Natur zurück und bietet es auch uns als Hilfe zum Verstehen des Leidens an. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh. 12,24). In dieser Sichtweise ist das Sterben des Weizenkorns nicht Tod sondern Verwandlung. Als Verwandlung bringt es neues Leben hervor. Tatsache ist: Wenn uns Leiden (z.B.: Corona) auferlegt ist, bedeutet dies immer einen schmerzhaften Einschnitt in unser Leben. Meist verändert es Gewohnheiten und Abläufe. Wir unternehmen alles Mögliche – Rationales und Irrationales – um Leid abzuwenden. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Leidsituationen uns nicht nur mit der Frage nach dem Sinn des Leidens konfrontiert, sondern mit der grundsätzlicheren Frage nach dem Sinn des Lebens. Schließlich gelangen wir zur Frage, ob es noch einen letzten Sinn gibt, wenn wir das jetzige Leben ganz loslassen müssen. Führt uns nicht so, die Frage über das Leid zu den großen Fragen des Lebens? Gibt es überhaupt bedeutsamere Fragen in und für unser Leben?
Diese Fragen öffnen Fenster und Türen zur Osterbotschaft. Leiden und Sterben gehen der Auferstehung Christi voraus. Das bedeutet: Leid und Tod haben nicht das letzte Wort! Jesus hat in seiner Beziehung zum Vater den Tod überwunden und uns so den Weg zum Vater gezeigt. Leben bedeutet: Herausforderungen, auch Leid im Blick auf die Auferstehung anzugehen. Denn die Auferstehung ist uns in Jesus Christus zugesagt. Wer am Ende mit IHM auferstehen wird, muss sein Leid im Sinne Jesu annehmen. Unser aller Leiden an der Pandemie kann in jedem einzelnen einen (Lern-)Prozess einleiten, der in unvorhersehbarer Weise Früchte trägt. Für uns stellt sich in diesen Tagen unausweichlich die Frage: Kann ich diese entbehrungsreiche Zeit annehmen und kann ich mich der Führung Gottes anvertrauen damit neue Früchte wachsen können und mein Leben einen jetzt noch verborgenen Sinn findet.
Im diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, auch im Namen des Pfarrteams, ein gesegnetes Osterfest, ein im Herzen frohes Fest der Auferstehung und des neuen Lebens. Bleiben Sie gesund.
Ihr Pfarrer,
Emeka Ndukaihe

Weihnachtsgrüße 2020

Liebe Pfarrgemeinde, es ist wieder Weihnachten, ein Weihnachten, das allerdings anders sein wird als sonst. Die Corona-Pandemie hat alles verändert. Unsere Sorgen, Fragen und Zweifel holen uns ein. Hoffnung; hoffnungsvolle Geduld ist die beste Strategie um derzeit zu überstehen. Allen unseren Problemen zum Trotz: Jesus ist dennoch in die Welt gekommen, um uns zu wandeln und auch um diese Welt zu verändern, um sie, nach und nach wieder zu einem Ort zu machen, an dem Menschen zufrieden leben können, an dem sich Menschen entfalten können. Ja! Mit seinem Kommen in die Welt hat Gott gezeigt: diese Welt ist kein Zufall und es ist ihm nicht egal. In Jesus greift Gott in den Lauf der Welt ein – um alles wieder herzustellen.

Ja! Jesus begleitet uns als das Licht in der Dunkelheit. Er macht unser Leben hell. Es gibt keine absolute Hoffnungslosigkeit, keine letzte Verzweiflung für den, der glaubt. Die Dunkelheit ist nicht zu leugnen. Sie ist der Kontrast zum Licht. Das Leuchten des Lichtes können unsere Augen erst in der Dunkelheit wahrnehmen. Dieses Licht lässt unser Herz gelassener werden und nimmt die Angst. Wir sind berufen, für dieses Licht Zeugnis abzulegen; damit die Welt, die „im Dunkeln lebt“ erleuchtet wird. Jesus ist gekommen um uns zu zeigen: Gottes Liebe ist erfahrbar, auch in dieser Welt. Darum dürfen wir uns auf das Jesus-Kind einlassen und seine Geburt feiern, mit der festen Zuversicht, dass Jesus immer mehr unser Denken, unser Handeln und Reden bestimmen möge.

Da die Corona-Pandemie uns leider hindert, das Weihnachtsfest zusammen zu feiern, möchte ich auf diesem Weg DANKE an alle sagen, die unsere Pfarrgemeinde am Leben halten – sowohl die hauptamtlichen- als auch ehrenamtlichen Mitarbeiter/Innen. Vergelt’s Gott an alle Teams: in der Seelsorge, im Pfarrbüro und im Kindergarten, an die Kirchenverwaltung, den  Pfarrgemeinderat, die Leitungen und Mitwirkenden aller Gruppierungen und an  jegliche Helfer, die unserer Pfarrei einen Dienst erweisen.

Der ganzen Pfarrgemeinde: Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, Frauen und Männern, Kranken und Gesunden, jung und alt, wünsche ich ein Fest voller Frieden und Freude. Trotz der jetzt schwierigen Situation dürfen wir die Hoffnung und unseren Glauben an Gott nicht verlieren. Es wird alles gut. Bleiben Sie alle gesund.

Gesegnete und fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2021 wünscht Ihnen

Ihr Pfarrer

Dr. Dr. Emeka V. Ndukaihe

Licht des Herrn ist „Baum des Lebens“

Foto: Edmund Speiseder

Zum wiederholten Mal ließ Pfarrer Dr. Dr. Emeka Ndukaihe vom Altarraum ausgehend die Kirche mit Kerzenlicht erhellen. Der Introitus des Dritten Adventssontags beginnt nämlich mit dem Wort Gaudete (Freuet Euch). Es herrscht Freude darüber, dass der Herr mit der Erlösungsgnade nahe ist.

Pfarrer Dr. Dr. Emeka Ndukaihe und Diakon Sattich-Jaklin thematisierten die vier Kerzen am Adventskranz als Symbole für Vertrauen, Freude, Frieden und Hoffnung. In rhetorischer Gegenrede wurden die Aspekte von Vertrauen, Freude und Friede als sehr brüchig beschrieben und als nicht beständig erkannt. Das Licht der Kerzen wird ob ihrer unsicheren Leuchtkraft jeweils ausgelöscht. Aber die Kerze, die für „Hoffnung“ leuchtet, ist jener Aspekt, der für uns Christen durch die Geburt des Erlösers neu trägt. „Im Stall zu Bethlehem kam unsere Hoffnung in die Welt!“, verkündete Dr. Dr. Ndukaihe. „Dieses Licht kommt verborgen im Alltag, fern vom Geschrei der Welt und der vordringlichen Reklame!“

Wohltuende Ruhe im Kirchraum

Und weil dieses Licht für uns bestimmend ist, können auch die Flammen, die Vertrauen, Freude und Hoffnung ausmachen, wieder leuchten und bekommen dadurch neuen Sinn. Demonstrativ werden daher die bislang zum Erlöschen gekommenen Kerzen wieder entzündet. In der Pfarrei Christkönig wird diese Botschaft von „Gaudete“, dieses „Freuet Euch“, umgesetzt und somit die Erwartung auf die Geburt des Erlösers vorbereitet.

Wohltuende Ruhe bestimmt den Kirchenraum und die vielen Kerzen, die „Lebensbäume“ stilisieren, bestimmen den Altarbereich. Sie führen den Kirchenbesucher in eine mystische Welt. Das, was wir landläufig mit der „Stillen Zeit“ als der „Adventszeit“ benennen, wird hier spürbar. Denn in den Texten und Gedanken des Priesters und der Lektoren wird das Hinhören auf den Kern der Umkehr, wie es die Adventszeit mit uns vorhat, umgesetzt.

„Engelsgesang“, so heißt die Mädchengruppe, die als das musikalische Rückgrat diesen Wortgottesddienst bestimmt. Er wurde von Evi Grill stimmig und musikalisch überzeugend geleitet. Beeindruckend ist, den Menschentut diese Abendstunde gut, denn sie bleiben noch lange sitzen, meditierend, in sich einkehrend. Und das in der Coronazeit, Hygiene und Abstände berücksichtigend. Somit waren alle verfügbaren Plätze gefüllt.         -spe-

 

Erntedank 2020

Erntedank-Gaben für die Armenspeisung der Ursulinen
Die Pfarrei Christkönig wollte dieses Jahr zu Erntedank ein Zeichen setzen und bat die Gemeindemitglieder, Lebensmittel für den Gabenaltar zu spenden, die anschließend an die Armenspeisung der Ursulinen weiter gegeben werden. Die Armenspeisung der Ursulinen wird seit weit über 20 Jahren von der inzwischen 87-jährigen Sr. Brigitte organisiert, die von einer Hilfskraft unterstütz wird. 3 mal pro Woche, am Montag, Mittwoch und Freitag, können – coronabedingt – Bedürftige bei den Ursulinen ein warmes Essen abholen. Früher war es möglich, in einem Raum im Kloster das Essen einzunehmen und so zugleich soziale Kontakte zu schaffen. Diakon Wolfgang Sattich-Jaklin zeigte in der Predigt auf, dass christliches Handeln darin besteht, von seinen Fähigkeiten, seinem Besitz und Reichtum denen abzugeben, die am Rande der Gesellschaft stehen. Diese Menschen, die warum auch immer unsere Hilfe brauchen, sollen ein menschenwürdiges Leben führen können in dem Maß, wie Christen täglich beten sollen: Unser tägliches Brot gib uns heute. Sr. Brigitte bedankte sich mit einem großen vergelt’s Gott bei der Gemeinde. Die Armenspeisung ist auf Spenden angewiesen und Dank der übergebenen Erntedank-Gaben können in den nächsten Wochen die Hilfebedürftigen versorgt werden.
Auf dem Foto: Sr. Brigitte (3.v.l.), Pfarrer Dr. Dr. Emeka Ndukaihe (2.v.r), Diakon Wolfgang Sattich-Jaklin (3.v.r.) und Mesnerin Andrea Baumgartner (2.v.l) mit den Ministranten

Die Rassismusfrage und die Begegnungen Jesu?

In den letzten Monaten ist Rassismus wieder zum politisch-gesellschaftlichen Diskussionsthema geworden. Um diese Diskussion theologisch auszubreiten nehmen wir zuerst an, dass Jesus doch nicht rassistisch ist! Oder? Gottes Nähe zu suchen, Gottes Heil zu erhoffen und Gottes Liebe zu erfahren, dazu sind doch alle Menschen berufen. Die Hautfarbe, Rasse oder die Zugehörigkeit zu einem Volk, zu einer Kultur oder Religion spielen da keine Rolle. Das müssen wir Menschen allerdings immer wieder neu begreifen. Im Hintergrund stellen wir uns immer wieder die Frage: „Wer gehört zu uns und wer nicht?“ Und an dieser Frage scheiden sich oft die Geister in den Familien und Freundeskreisen, Gemeinschaften und Gesellschaften. Die Angst vor Fremden, die Unsicherheit vor Andersdenkenden und die Ablehnung anderer Lebensentwürfe sind Urängste und sie schlummern bis heute in jedem Menschen.

In der Bibel (auch bei Jesus) ist die Begegnung mit Fremden ein immer wiederkehrendes Thema. In den Evangelien ist oft von Menschen die Rede, die mit ihren Bitten und Anliegen zu Jesus kommen. Meist bitten sie um Heilung für sich oder einen ihrer Angehörigen. Die Erzählung von der heidnischen Frau (Matthäus 15,21-28) ist ein Beispiel. Diese ist aber in einen schwierigen Textzusammenhang eingebettet. Von Jesus wird uns hier eine Reaktion überliefert, die ganz und gar nicht in das Bild passt, das die Evangelisten sonst von Jesus vermitteln. Die ganze Art, wie Jesus mit der Frau umgegangen ist, wirkt zunächst abstoßend und verstörend. Kein Wort der Anteilnahme, des Mitleids, des Verständnisses für die Not der Frau; einfach blanke Ablehnung. Und seine Begründung der Ablehnung scheint eben rassistisch zu sein. Kann jemand mit so großer Distanz antworten, der von sich behauptet, der Heiland und Erlöser der Menschen zu sein? Da ist doch eine Mutter, die in ihrer Not um Hilfe für ihre Tochter bittet. Wer hätte dafür kein Verständnis? Was ist nur in Jesus gefahren, dass er mit der Frau so reden kann?

Nein! Jesus kann man Rassismus nicht vorwerfen. Ich glaube, hier haben wir einen Text vor uns, den man nur mit Hintergrundwissen richtig verstehen und auslegen kann. Die Gemeinden, in denen Matthäus wirkt, sind stark durchsetzt mit Judenchristen, die noch sehr von der Idee geprägt sind: Der Messias ist ausschließlich für das auserwählte Volk Gottes. Die Nicht-Jahwe-Gläubigen, die Heiden bezeichnete man gern abfällig als „Hunde“, die (nach den Vorstellungen der Juden damals) grundsätzlich keinen Anteil am Heil zu erwarten hatten. In diese Situation hinein stellt Matthäus seinen Bericht von der Begegnung Jesu mit der kanaanäischen Frau. Dabei nimmt Matthäus, geschickt, das Gedankengut und die Argumente der Judenchristen und legt sie in den Mund und das Verhalten Jesu. In der Tat aber war Jesus immer wieder in seiner Messianischen Rolle aus diesem Gedankengut ausgestiegen und auch den Fremden mit Heilzuspruch begegnet.

Vor allem dürfen wir der Tatsache entnehmen, dass uns hier berichtet wird, dass Jesus im Gebiet der Heiden war, in das Gebiet von Tyrus und Sidon. Wenn Jesus wirklich überzeugt gewesen wäre, er sei nur der Messias für Israel, was hätte er dann bei den Heiden gesucht? Darüber hinaus hatte er doch vorher den Knecht des heidnischen Hauptmanns von Kafarnaum geheilt. Matthäus wollte einfach zeigen, dass Jesus sich den Heiden öffnet und nicht bei der alt überlieferten Vorstellung der Juden über den Messias stehen bleibt. Er wollte auch verdeutlichen in welchem Ausmaß die Juden den Heiden oft Unrecht tun in ihrem Denken über sie. Dies beweist Jesus auch mit seiner Geschichte vom barmherzigen Samariter. Schließlich hat diese heidnische Frau das, was vielen Juden in ihrer Überheblichkeit fehlt: Das tiefe Vertrauen, dass Gott alle Menschen liebt und Heil schenken will. Tatsächlich, ohne die Judenchristen anzuklagen, spricht Matthäus ihnen mit dieser Perikope sehr deutlich ins Gewissen.

Interessanterweise lässt sich die Frau ihrerseits nicht durch den Hochmut Jesu zum Zorn reizen. Welch eine gestandene, gelassene Frau! Ruhig und sachlich antwortet sie Jesus sinngemäß: Wenn wahr ist, was die Juden von ihrem Gott Jahwe erzählen, dann wird auch für uns, die Heiden, etwas von den Gaben Gottes abfallen. Sie ist überzeugt und glaubt daran, dass Gottes Herz allen, auch den Nicht-Juden, weit offen steht – egal wie gering die Juden über sie denken. Deutlicher kann Matthäus sein Anliegen nicht darstellen. Jeder, so hofft er, wird sich die Frage stellen müssen: Wie gehe ich mit denen um, von denen ich glaube, dass sie weniger in der Gunst Gottes stehen? Ja! Damit die „Gläubigen“ in ihrem Nachdenken die richtige Antwort für sich finden, schildert Matthäus in der Person Jesu eine Art Bekehrungsprozess. Gottes Liebe lässt niemanden aus; das möchte Matthäus jedem einhämmern. Denn Jesus ist Heiland für alle.

Nun, übertragen wir die Begebenheit und das Anliegen des Evangelisten auf uns. Da frage ich mich: Über wen denke ich gering? Wen meine ich, dass er in den Augen Gottes nicht besonders gut dasteht? Wem würde ich wünschen, dass Gott ihm besondere Hilfe verweigert? Neben dieser Frage für unser Gewissen möchte uns Matthäus die kanaanäische Frau als Vorbild vor Augen stellen. Sie weiß, dass arrogante Menschen ein lockeres Mundwerk haben und mit Beleidigungen nicht vorsichtig umgehen. So lässt sie sich weder durch Worte reizen noch durch Ablehnung beleidigen. Ihr Glaube an die Liebe Gottes lässt sie in ihrer Bitte beharrlich bleiben. Wie schnell und tief sind wir oft beleidigt, wenn unsere vorsichtigen Bitten nicht wahrgenommen werden, oder wenn wir billig abgewimmelt werden? Wie schnell geben wir auf, wenn unsere Ideen, Vorstellungen und Wünsche in den Wind geschlagen werden? Ja! In solchen Situationen, wo wir in der Rolle der heidnischen Frau stecken, sollen wir uns an sie erinnern und wissen: Mögen Menschen auch stur in ihren Vorstellungen uns gegenüber verharren und ihr Denken nicht ändern wollen, Gott wird immer auf unsere Bitten eingehen – solange wir in ihn vertrauen. Diesen Glauben dürfen wir uns nicht nehmen lassen – nicht einmal durch Enttäuschungen. Rassismus kann nur wirken, wenn wir uns ihm beugen. Jede Begegnung ist eine Herausforderung und ein Aufruf gegen den in uns schlummernden Rassismus.

Öffnungszeiten Pfarrbüro

vom 03.08. bis 31.08.2020

Montag bis Freitag           

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