Geburt von Fürst des Friedens
Liebe Gemeinde, liebe Mitchristen,
Weihnachten ist das Geburtsfest des Königs des Friedens. Wir leben in einer Welt voller Streit, Gewalt und Krieg, in einer Welt des Unfriedens, der Ausbeutung und Unterdrückung. Dies erfüllt Menschen mit Angst, Schrecken, Verzweiflung und großer Sorge. Wir spüren unsere Ohnmacht. Umso wichtiger ist es, Hoffnung zu fin-den in der Friedensbotschaft des Friedensfürst, Jesus Christus, dessen Geburt wir zu Weihnachten feiern. Seine Geburt und sein Leben künden von Frieden; darum erscheint Gott unter den Menschen in Gestalt eines unschuldigen Kindes. Sein Leben war friedfertig und seine Worte stifteten Frieden. „Friede sei mit euch!“ -Das ist der Gruß des Auferstandenen an seine Jünger und damit setzt er seine Friedensbotschaft sogar über den Tod hinaus fort.
Die Mahnung zum Frieden finden wir zahlreich in der Bibel, z.B. im A.T. ist zu lesen: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht. … Denn uns ist ein Kind geboren … Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter, man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß, und der Friede hat kein Ende … Er festigt und stützt sein Reich durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten“ (Jes. 9,1-6). Aus dem N.T. hören wir: „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“(Matt.5,9). Auch im Hebräerbrief(12,14) steht: „Strebt voll Eifer nach Frieden mit allen!“. Daher ist Friede eine zentrale Botschaft des Herrn, die sich an uns alle richtet und von jeder und jedem von uns auch Anstrengungen erfordert.
Im Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ unterscheidet Papst Franziskus zwischen einem falschen und einem authentischen, wahren Frieden: „Der soziale Friede kann nicht … als eine bloße Abwesenheit von Gewalt verstanden werden, die durch die Herrschaft eines Teils der Gesellschaft über die anderen erreicht wird. Auch wäre es ein falscher Friede, wenn er als Vorwand diente, um eine Gesellschaftsstruktur zu rechtfertigen, welche die Armen zum Schweigen bringt und ruhig stellt.“ Ebenso besteht der Friede nach Meinung von Papst Paul VI. „nicht einfach im Schweigen der Waffen…. Er muss Tag für Tag aufgebaut werden, mit dem Ziel, einer von Gott gewollten Ordnung, die eine echte Gerechtigkeit unter den Menschen herbeiführt.“ Darum betont Papst Johannes Paul II.: „Es ist nie zu spät, um einander zu verstehen und Verhandlungen fortzusetzen, denn Krieg ist immer eine Niederlage für die Menschheit.“ Die Einladung Jesu, Frieden zu stiften, und für Gerechtigkeit zu sorgen ergeht heute an uns alle, die seine Geburt feiern; und darüber hinaus an die ganze Welt. Weihnachten bleibt somit ein Geschenk des Friedens, aber auch ein Aufruf zum Frieden: Eine Gabe und eine Aufgabe zugleich!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, auch im Namen des Pfarrteams, eine fröhliche und gesegnete Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Neujahr 2023.
Ihr Pfarrer
Dr. Dr. Emeka V. Ndukaihe
Der Start in den Sommerferien
Die Ministranten haben den Start in ihre Sommerferien und das Ende des Schuljahres dieses Jahr gebührend mit einem gemeinsamen Ausflug in den Straubinger Tiergarten genossen. Anschließend wurde gegrillt und zusammen Spiele gespielt. Als die erste größere Ministranten-Aktion seit Corona wurde der sonnig kühle Tag sehr gut ausgeschöpft und die Gemeinschaft durch die gemeinsam verbrachten Zeit gestärkt. Die Tischtennisplatte wurde nach langem wieder genutzt und das überstandene Schuljahr konnte entspannt ausklingen.
Text: Theresa Maier
Foto: Andrea Baumgartner
Geistliches Wort zum Pfingstfest 2022:
Pfingsten wird gern als das Geburtsfest der Kirche bezeichnet. Geburtstage verbinden wir mit einer fröhlichen und gelösten Stimmung. In der Kirche von heute ist jedoch das Gefühl von Starre und Lähmung zu spüren. Wir dürfen es nicht so stehen lassen. Bei runden Geburtstagen werden gerne Bilder aus vergangenen Jahrzehnten gezeigt, die an das Schöne und Gelungene im Leben des Geburtstagskindes erinnern. Wenn wir an belebende Erfahrungen der Kirche mit dem Geist Gottes denken, kann es uns auch Pfingsten erschließen. Wenn wir ahnen, was Gottes Geist wollte und tat, können wir auch ahnen, wo und wie wir den Geist heute erfahren können und weiter blühen lassen. „Die Erfahrung“ von Pfingsten damals war erlebbar durch die Predigt des Petrus in Jerusalem. Da konnte er Bilder und Worte finden, in denen Pfingsten verdeutlicht werden kann. Darin erleben wir, dass Pfingsten also da ist, wo Menschen von Christus und seiner Botschaft überzeugt sind. Das geschieht noch heute.
Die Zeit, als die Kirche ihr zweites Vatikanisches Konzil abgehalten hat, wurde auch als Pfingsten der Kirche beschrieben und erlebt. Es bestand im gegenseitigen Hinhören und in der Sehnsucht, die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen“ zu verstehen und zu teilen. Es war die Zeit, in der neue Bilder des Glaubens in der Welt geteilt wurden. So kann Pfingsten heute darin bestehen, die Texte dieses gemeinsamen Suchens ernst zu nehmen und weiter zu Verlebendigen. Manche Freude und Hoffnung, manche Trauer und Angst sind noch immer dieselbe wie vor dem Konzil. Dazu sind aber manche neu entstanden und drängen mehr. Vielleicht kann aus dem ganzen noch etwas werden, was Gott uns erst noch zeigen will.
Pfingsten zu feiern ist mehr als eine Erinnerung an das Fest von damals. Durch den Jahreskreis der Kirche stellt man fest: Weihnachten kann das Nachdenken darüber sein, dass Gott in die Welt gekommen ist. Gott wurde Mensch um uns zu zeigen, wie das Menschenleben gelingen kann. An Ostern spüren wir das Leben, an dem wir als Erlöste Anteil haben. Darin haben Leid und Tod nicht das letzte Wort, sondern die Auferstehung. Dabei kann man verweilen. Bei Pfingsten aber kann man nicht verweilen. Pfingsten hat so viel an Bewegung und so viel mitreißende Kraft, dass es uns mitnehmen will. Pfingsten ist die Einladung an uns, uns auf den Weg zu machen und Gott durch uns handeln zu lassen. Gott steht in vielen Startlöchern. Es liegt an uns, ihm eine Chance zu geben, mitzugehen auf unseren Wegen – in unserem eigenen Leben, im Leben unserer Familie, und im Leben unserer Kirche und Gesellschaft. Also Aufbrechen!
Dr. Dr. Emeka V. Ndukaihe (Pfarrer)
Ostergruß 2022
Liebe Mitchristen, liebe Gemeinde,
die Ostergeschichte ist mit einem Paradox verbunden: Finster und hell, Dunkelheit und Licht. Alles in einer Nacht! Wir versammeln uns in einer ganz dunklen Kirche und dann wird uns das Licht der Osterkerze geschenkt. D.h. Mitten in Dunkelheit geht uns das Licht auf. Es ist, als ob im Leben und um uns herum alles verborgen ist und zugleich neu und sichtbarer wird. Ja! Nur einer kann dieses Paradox lösen – Jesus Christus – der als Licht der Welt die Dunkelheit überwinden kann. Wir stoßen immer wieder in den Osterlesungen auf diese Dunkelheit – die Schuld, in der sich Menschen verstricken. Manchmal bewusst aber oft unbewusst, meistens sogar ohne Absicht. Heute sind wir in Europa und vielen anderen Teilen der Welt mit der Dunkelheit des Krieges konfrontiert. Die Wirkung ist enorm. Ja! Es geschieht so vieles in der Welt, das böse ist und Böses macht. Teils akzeptiert, verharmlost und teils verschwiegen. Trotzdem kennt einer – Jesus- dieses Paradox gut und kann in der Dunkelheit das Licht scheinen lassen.
Traditionell erneuern wir im Osternachtgottesdienst unser Taufversprechen. Für uns Christen ist die Taufe Dreh- und Angelpunkt einer neuen Zukunft. Auch einer neuen Welt. Der alte Mensch kann sterben, der neue wird auferstehen. Wobei der alte Mensch nichts mit dem Lebensalter zu tun hat, der neue auch nicht. Alt ist alles, was Leben zerstört, was Hoffnungen tötet, was Angst macht – neu ist alles, was in der Liebe geschieht, was Zukunft gewährt, was Glauben schenkt. Verwundert, fast schon ein wenig betroffen denke ich an mich: Was ist denn in meinem Leben immer noch alt, was neu? Jesus, der für uns gestorben ist, der für uns von den Toten auferstand ist, nimmt uns in der Taufe in sein Leben hinein. In der Osternacht lassen wir uns daran erinnern. Ja, wir versprechen ihm -Jesus- neu, den alten Mächten abzusagen und an ihm festzuhalten.
Das Szenario des leeren Grabes ist in sich auch ein Paradox. Wir hören von Frauen, die mit dem Tod Jesu alle Hoffnungen verloren haben. Auch die Hoffnung, dass das Reich Gottes anbrechen würde. Der Tod hat scheinbar alles, was Jesus gesagt und getan hat, zunichte gemacht. An diesem Morgen scheint noch mehr tot zu sein als nur Jesus. Und genau aus diesem Tod dürfen sie auf Leben hoffen. Plötzlich sagte ein Engel zu ihnen: „Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Also, nicht einmal der Tod kann Jesus wegschließen. Ja! Nach den Ereignissen am Karfreitag löste das leere Grab weitere Verzweiflung aus, aber die Worte des Engels erzeugten wieder Zuversicht. Die Hoffnung ist wieder erwacht! Überzeugter wird es: Wir sind nicht Zeugen des Todes, wir sind Zeugen des Lichtes, Zeugen seines Lebens – Jesus Christus. Fortan, mit der Auferstehung beginnt Gott seine Schöpfung neu. Für Menschen, die immer noch im Bann des Todes stehen, Angst kennen oder Angst machen: Es bricht eine neue Zeit an.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest!
Pfarrer E. V. Ndukaihe
(Im Namen des Pfarrteams)
Eine Begegnung voller Freude und Hoffnung!
Schön, dass wir das erleben dürfen! Zwei Menschen treffen sich, zwei werdende Mütter! Die eine ist fast schon zu alt! Die andere fast noch zu jung! Die eine hat ganz viel Geschichte hinter sich – die andere noch ganz viel vor sich. Elisabeth und Maria. Zwei verschiedene Generationen. Doch worauf es ankommt – das sind die Kinder. Was von ihnen zu sehen ist? Gewölbte Bäuche; das Schweben zwischen Freude und Zweifel! Aber auch gleich voller Hoffnung. In seinem Evangelium erzählt Lukas (1,38-45) von dieser einmaligen Begegnung. Eine Wiederholung hat es leider nicht gegeben. Nur die beiden Kinder werden später ständig irgendetwas miteinander zu tun haben.
Merkwürdig an diesen beiden Menschen ist: Die Freude von Elisabeth gilt nicht dem Kind, das in ihrem Bauch wächst – sie freut sich überschwänglich über das Kind, das im Bauch der Maria darauf wartet, das Licht der Welt zu erblicken. Die alte Frau nennt das noch nicht geborene Kind sogar ihren Herrn! Große Dinge scheinen sich anzukündigen, von denen wir noch wenig wissen. Was weiß Elisabeth? Maria ist in dieser Begegnung still. Sie sagt – außer ihrem Gruß, als sie das Haus betritt – kein Wort. Sie hört zu und überlegt die Aussage Elisabeths in Dankbarkeit.
Die Bewegung des Babys im Bauch könnte so gedeutet werden: Johannes freut sich auf Jesus! Johannes freut sich darüber, dass die alten Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen. Dabei ist Johannes noch nicht einmal geboren! Das macht diese Geschichte schön und spannend. Bevor nur ein Wort gesagt wird, wandert die Freude über die Bäuche der Frauen. Es ist jetzt nicht das Gesicht, auch nicht die Augen, die lachen – es ist der Bauch! Diese Lukas Geschichte ist einmalig: dass ein Bauch vor Freude bebt, hat die Welt bis dahin noch nicht gesehen.
Diese Begegnung zwischen Elisabeth und Maria ist eine intime Szene – eigentlich. Von Lukas aber so gemalt, dass die ganze Welt zusehen soll. In der Begegnung dieser beiden Frauen treffen Welten aufeinander: die „alte“ Welt, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat – und die „neue“ Welt, die Schalom, Frieden, Heil bringt. Hier treffen Hoffnungen aufeinander. Dass Gott so klein anfängt, passt ER doch tatsächlich in einen Bauch.
In dieser Begegnung spüren wir Zärtlichkeit und Nähe. Man fühlt die Wärme der Haut, die Wärme des Atems. Die leisen Worte. Die Hand der Elisabeth – sie liegt jetzt auf dem Bauch der jungen Frau – und spürt wie sich das Kleine bewegt. Wir sehen die Geborgenheit. Eine Hand legt sich auf die Schulter, die andere auf den Bauch. Elisabeth freut sich, ihr Kind freut sich auch, und schenkt Maria Nähe und Wärme, dem Mädchen, das verzweifelt und hilflos einfach dasteht. Maria brachte ihr Kind zur Welt, dann ist Weihnachten.
Nun frage ich mich: Was schenke ich den Andern bei unseren Begegnungen? Angst/Traurigkeit, oder eben Geborgenheit, Freude und Hoffnung? Ja! Dass Menschen in Sicherheit wohnen und glücklich sein können, ist eine Hoffnung von einem Ende der Erde zum anderen. Manchmal braucht der Frieden – nur einen Menschen. Kann ich wohl dieser Mensch sein?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neu Jahr 2022.
Bleiben Sie gesund!
Ihr/Euer Pfarrer
Emeka Ndukaihe
„Lichternacht“ in der Pfarrei Christkönig
„Zur Mitte finden“ – betrifft uns alle.
Vorabendgottesdienst zum 3. Adventsonntag „Gaudete“ in der Pfarrei Christkönig
Straubing (spe)
„Gaudete“, so beginnt der Introitus des Dritten Adventssonntags mit dem Wort GAUDETE (Freuet Euch). Die Liturgie stimmt die Gläubigen darauf ein, dass der Herr mit der Erlösungsgnade nahe ist, daher „Freuet Euch“. Pfarrer Dr. Emeke Ndukaihe und Diakon Wolfgang Sattich-Jaklin setzten diese Botschaft um. In den Texten und der musikalischen Einstimmung, die Frau Barbara Fellinger mit einfacher, stimmiger Diktion leistete, spürten die Gläubigen diese .
Brennende Kerzenlichter in Form von Labyrinthen gelegt, bestimmten den Altarraum. Pfarrer Dr. Emeke Ndukaihe thematisierte die Schwierigkeit, die die Menschen haben, die Mitte zu finden. Er formulierte die Herausforderungen des Alltags, worum die Menschen ihren Lebens-mittelunkt kreisen lassen, was ihnen wichtig ist: Auto, Besitz, Beruf und Karriere oder Kinder. Manche Menschen machen sich aber selber zum Mittelpunkt, kreisen nur um sich selbst. Das führt erheblich zur Krise, meinte der Prediger. „Der Grund dafür ist einfach zu benennen!“ meinte Dr. Ndukaihe. Die Zielrichtung ist nämlich falsch gewählt, es fehle Christus, als der Mittelpunkt, als der bestimmende Anker. Lektorin Frau Christa Steindl trug sodann das „Hohelied der Liebe“ vor. Darin wird das Wesentliche ausgedrückt, kommentierte Dr. Ndukaiha, worauf es im Leben ankommt.
Die Geschichte vom „Kleinen Licht“, rezitierte Frau Erna Endner. Die Lichtthematik führte Diakon Wolfgang Sattich-Jaklin mit dem Textbeitrag „Das Licht leuchtet in der Finsternis“ weiter und führte damit erneut zum Kernthema „Mitte finden!“ Die gebrochene, gebrauchte Osterkerze wurde vom liturgischen Dienst, von Frau Andrea Baumgartner, zum Altar ge-bracht, ganz in den Mittelunkt gestellt. Sie sollte symbolisch verdeutlichen, dass es im menschlichen Leben keine leidfreie Zone gebe. Erfolgreiches Leben beinhalte auch den Schmerz, aber auch dessen Überwindung. Der Prediger verwies auf die Kerze und lenkte den Blick auf die Brüche und Schäden, die auf der Kerze zu erkennen sind. „Der Sinn einer Kerze ist es, Licht zu erzeugen, sogar im Modus des Gebrochenen!“ meinte Dr. Ndukaihe. Der Lebenssinn einer Kerze ist es, im Brennen zu vergehen, zu schmelzen; das ist der Sinn des Kerzenlebens. „Auf den Menschen übertragen heißt das, dass wir Menschen durch das Labyrinth des Lebens zwar beschwerliche Wege beschreiten, aber den Lichtstrahl, der uns Orientierung gibt, können wir in Christus erkennen.
Der Weg zur Mitte
Um den Weg zur Mitte zu finden, empfahl Dr. Ndukaiha 5 Schritte. Jeder ist einmalig, einzigartig und unverwechselbar. Und daher sollte sich keiner mit anderen Menschen vergleichen. Die Angst ist ein schlechter Ratgeber; jeder Mensch trägt zwar Ängste und Befürchtungen mit sich; sie sind aber als Herausforderungen zu meistern. Der dritte Rat bezog sich auf die eigene Bequemlichkeit. „Überwinden Sie die Komfortzone!“, meine der Pfarrer. Im nächsten Ratschlag empfahl er sich selbst anzunehmen, so wie man ist und welche Fähigkeiten man mitbringt. Und im Wesentlichen mögen Sie gelassener werden und auch mehr Zeit für sich selber zu entdecken, dann kann man im Labyrinth des Lebens auch die Mitte finden und ein Stück mehr „Selbst“ werden.
In der Pfarrei Christkönig wird diese Botschaft von „Gaudete“, dieses „Freuet Euch“ umgesetzt und somit die Erwartung auf die Geburt des Erlösers vorbereitet.
Wohltuende Ruhe bestimmte den Kirchenraum und die vielen Kerzen, die „Labyrinthe“ des Lebens nachgehen strukturierten den Altarbereich. Sie bestimmen durch ihre Leuchtkraft den Raum, führen den Kirchenbesucher in eine mystische Welt. Das, was wir landläufig mit der „Stillen Zeit“ – als der „Adventszeit“ benennen, wird hier spürbar. Denn in den Texten und Gedanken des Priesters und der Lektoren wird absolut das Hinhören auf den Kern der Umkehr, wie es die Adventszeit mit uns vorhat, umgesetzt. Höchst beeindruckend es ist aber, den Kirchenbesuchern tut diese Abendstunde gut, denn sie bleiben noch lange sitzen, meditierend, in sich einkehrend und wohl die Botschaft der Ankunft des Herrn bedenkend. Und das in der Coronazeit, Hygiene und Abstände berücksichtigend. Somit war die Kirche bis in die „letzte Ecke“ gefüllt!
-spe-
Bilder:
• Kirchenraum in Christkönig – Labyrinth
• Zelebranten (von links) Diakon Wolfgang Sattich-Jaklin und
Pfarrer Dr. Emeke Ndukaihe
Begleitwort des Pfarrers in den Sommer-Ferien 2021:
Liebe Gemeinde, auch wenn so eine längere Auszeit wie im Sommerurlaub nicht immer möglich ist, muss man sich regelmäßig, wenn die Kräfte aufgebraucht sind, Orte der Stille zum Ausruhen aufsuchen. Selbst Jesus lädt im Markus-Evangelium (Mk.6, 30ff) seine Jünger nach ihrem Einsatz ein: „Kommt mit an einen einsamen, stillen Ort und ruht ein wenig aus“. Ja! Dem Stress des Alltags entfliehen, zur Ruhe kommen, zu mir selbst finden, dazu lädt Jesus hier ein. Diese Einladung Jesu können auch wir in die Ferienzeit übertragen.
Tatsächlich waren die Jünger Jesu fleißig unterwegs, „sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen.“ Da ist viel Arbeitsbegeisterung heraus zu spüren. Dann kam dieser Ruf: Rückzug. Abschalten. Einmal Zeit nehmen für dich. Einfach da sein. Ja! Jesus versteht es: die Jünger müssen nicht nur „funktionieren.“ Eben! In der Rasanz unserer Zeit muss der Mensch aber nur funktionieren, Leistung erbringen, nach dem Motto „Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.“
Nun stelle ich mir bildlich vor, wie die Jünger nach ihrer Rückkehr von ihren Erlebnissen berichten, einige vielleicht ganz aufgeregt und euphorisch, andere vielleicht resignierend. Es ist wichtig, dass sie die Fülle ihrer Erfahrungen miteinander und mit Jesus teilen können. Dazu lädt uns Jesus zum einsamen Ort in den Ferien ein – um unsere Erfahrung/Erlebnisse mit ihm bzw. mit unseren Familien / Freunden zu teilen. Heute geht es vielen Menschen so, dass sie kaum noch abschalten können. Immer größere Herausforderungen im Beruf – heuer noch brisanter mit Home Office und allem, was dazu gehört. Der Leistungsdruck in der Gesellschaft wächst, und wir setzen uns immer wieder auch selbst unter Druck.
Scheinbar hat uns die Corona-Pandemie Rückzug und Isolierung verordnet, Chance für den „einsamen Ort“, den die Bibel beschreibt. Ein Ort, sich wieder selbst zu finden nach Hast, Terminkollisionen, Stress. Dieser Ort bietet Möglichkeit nachzufragen: Worin liegt der Grund meiner Unruhe? Was ist der Sinn meines Lebens? Wohin gehe ich? Ja! Wer ausgebrannt ist, wer im Burnout oder in der Depression lebt, kann doch nicht „Salz der Erde“, „Licht der Welt“ sein, wie von uns Christen erwartet wird; anders gesagt: der kann doch nicht Freude, Hoffnung, Zuversicht vermitteln.
Bei allem, was wir tun, ist es wichtig, immer wieder innezuhalten, sich eine Pause zu gönnen und zur Ruhe zu kommen. In dieser Ruhe werde ich wieder offen sein – für das Wesentliche; kann ich Gott in mich einlassen und meine Beziehung zu ihm neu beleben. Es gibt ganz unterschiedliche Methoden, wie Menschen abschalten können: die einen ziehen sich tatsächlich in die Einsamkeit zurück, auf einen Berg, an einen See, ans Meer; die einen brauchen Sport, Jogging, Fahrrad, andere brauchen den Austausch mit einem guten Freund oder einer guten Freundin, manche ziehen sich in ein Kloster zurück, andere in die Bibliothek, einige machen sich auf einen (Pilger)Weg, usw. Diese Zeit des Sommerurlaubs wäre eine gute Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Einfach abschalten.
Auch im Alten Testament hat Gott den Sabbat (Tag des Herrn) als „Tag des Ruhens“ geheiligt. Er soll für jeden ein Tag der Gottesbegegnung sein, mit Einladung nicht nur zum politischen- / wirtschaftlichen- / touristischen- / gastronomischen Stammtisch, sondern auch an den eucharistischen Stammtisch. Die Gelehrten des Talmud erzählen, dass der Sabbat nicht deshalb geschaffen wurde, weil Gott Ruhe gebraucht hätte, sondern Gott wollte, dass die Ruhe für uns geheiligt werde. Davon sind wir heute oft weit abgerückt. Ich meine nur: Zeit zum Abschalten ist lebensnotwendig. Allerdings dürfen wir nicht bei der Suche nach diesem stillen Ort des Ausruhens Gott außenvor lassen. Er schenkt uns die Kraft für neue Herausforderungen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Ferienzeit mit dem Segen Gottes.
Ihr Pfarrer Emeka Ndukaihe