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Weihnachten in einer sozio-politischen Szenario (2023)
Liebe Gemeinde, man meint: Weihnachten müsse doch ein Fest des Friedens und der Freude sein. Kann es aber sein, dass wir Weihnachtsfrieden und -freude suchen, indem wir die harte politische Realität ausblenden? Eigentlich hat doch die Weihnachtsgeschichte ihren Ursprung in einem politischen Szenario. Es beginnt damit: „Kaiser Augustus erließ den Befehl, alle Menschen in Steuerlisten einzutragen. Josef zog nach Judäa, und wollte sich dort eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete“. Eben! Ein junges Paar gemeinsam auf dem Weg; die junge Frau, Maria, hochschwanger, aber nicht verheiratet. Undenkbar eigentlich nach damaligen Moralvorschriften. Auch die Älteren unter uns werden sich noch daran erinnern, wie unbarmherzig manche Kirchengemeinden mit Frauen umgegangen sind, die unverheiratet schwanger wurden. Viele Pfarrer haben sich weniger mitfühlend verhalten als Josef, der immerhin seine Frau nicht verstoßen hat, sondern zu sich nahm. Heute noch stehlen sich immer wieder viele Männer aus der Verantwortung und lassen ihre Frauen im Stich! Da sind wir mitten in einer sozial-politischen Diskussion gelandet.
Maria hat unter äußerst schwierigen Bedingungen ihr Kind geboren. „Sie legten das Kind in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“. – Auch das kennen wir: zu wenig bezahlbarer Wohnraum. Dies spüren besonders Menschen mit niedrigen Einkommen, Menschen die hier fremd sind. Und dann noch mit Kleinkindern – dies ist doch ein hoch sozio-politisches Thema. Auch bei der Nachtwache der Hirten kommt schnell die Frage auf, nach prekären Arbeitsverhältnissen der Mitarbeitenden in der Pflege und sozialen Einrichtungen, die Tag und Nacht im Einsatz sind, aber nicht besonders üppig entlohnt werden. Dies führt auch uns zu einer politischen Diskussion.
Nun sehen wir die ganze Weihnachtsgeschichte in Politik eingebettet. Warum? Weil der Mensch ein Zoon Politikon ist; und ein Gott, der Mensch wird, muss sich damit befassen. Aber, das soll uns keine Angst machen, sondern Hoffnung geben. Am Ende der ganzen Geschichte kam doch die Botschaft der Engel – ein Hoffnungszeichen: „Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch große Freude. Heute ist euch der Retter geboren.“ Und dazu der Engelchor: „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede den Menschen seines Wohlgefallens“. – Befreiung! Gott bricht in die politische Welt des Menschen ein. Wir hören es: Gott bricht in das Leben der Hirten, aber auch in unser Leben ein. Eine großartige Zukunft mit Hoffnung liegt dann vor uns, wenn wir uns auf diese Botschaft einlassen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2024.
Ihr Pfarrer

Emeka Ndukaihe