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Geistliches Wort zum Pfingstfest 2022:

Pfingsten wird gern als das Geburtsfest der Kirche bezeichnet. Geburtstage verbinden wir mit einer fröhlichen und gelösten Stimmung. In der Kirche von heute ist jedoch das Gefühl von Starre und Lähmung zu spüren. Wir dürfen es nicht so stehen lassen. Bei runden Geburtstagen werden gerne Bilder aus vergangenen Jahrzehnten gezeigt, die an das Schöne und Gelungene im Leben des Geburtstagskindes erinnern. Wenn wir an belebende Erfahrungen der Kirche mit dem Geist Gottes denken, kann es uns auch Pfingsten erschließen. Wenn wir ahnen, was Gottes Geist wollte und tat, können wir auch ahnen, wo und wie wir den Geist heute erfahren können und weiter blühen lassen. „Die Erfahrung“ von Pfingsten damals war erlebbar durch die Predigt des Petrus in Jerusalem. Da konnte er Bilder und Worte finden, in denen Pfingsten verdeutlicht werden kann. Darin erleben wir, dass Pfingsten also da ist, wo Menschen von Christus und seiner Botschaft überzeugt sind. Das geschieht noch heute.

Die Zeit, als die Kirche ihr zweites Vatikanisches Konzil abgehalten hat, wurde auch als Pfingsten der Kirche beschrieben und erlebt. Es bestand im gegenseitigen Hinhören und in der Sehnsucht, die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen“ zu verstehen und zu teilen. Es war die Zeit, in der neue Bilder des Glaubens in der Welt geteilt wurden. So kann Pfingsten heute darin bestehen, die Texte dieses gemeinsamen Suchens ernst zu nehmen und weiter zu Verlebendigen. Manche Freude und Hoffnung, manche Trauer und Angst sind noch immer dieselbe wie vor dem Konzil. Dazu sind aber manche neu entstanden und drängen mehr. Vielleicht kann aus dem ganzen noch etwas werden, was Gott uns erst noch zeigen will.

Pfingsten zu feiern ist mehr als eine Erinnerung an das Fest von damals. Durch den Jahreskreis der Kirche stellt man fest: Weihnachten kann das Nachdenken darüber sein, dass Gott in die Welt gekommen ist. Gott wurde Mensch um uns zu zeigen, wie das Menschenleben gelingen kann. An Ostern spüren wir das Leben, an dem wir als Erlöste Anteil haben. Darin haben Leid und Tod nicht das letzte Wort, sondern die Auferstehung. Dabei kann man verweilen. Bei Pfingsten aber kann man nicht verweilen. Pfingsten hat so viel an Bewegung und so viel mitreißende Kraft, dass es uns mitnehmen will. Pfingsten ist die Einladung an uns, uns auf den Weg zu machen und Gott durch uns handeln zu lassen. Gott steht in vielen Startlöchern. Es liegt an uns, ihm eine Chance zu geben, mitzugehen auf unseren Wegen – in unserem eigenen Leben, im Leben unserer Familie, und im Leben unserer Kirche und Gesellschaft. Also Aufbrechen!

 

Dr. Dr. Emeka V. Ndukaihe (Pfarrer)