Eine Begegnung voller Freude und Hoffnung!
Schön, dass wir das erleben dürfen! Zwei Menschen treffen sich, zwei werdende Mütter! Die eine ist fast schon zu alt! Die andere fast noch zu jung! Die eine hat ganz viel Geschichte hinter sich – die andere noch ganz viel vor sich. Elisabeth und Maria. Zwei verschiedene Generationen. Doch worauf es ankommt – das sind die Kinder. Was von ihnen zu sehen ist? Gewölbte Bäuche; das Schweben zwischen Freude und Zweifel! Aber auch gleich voller Hoffnung. In seinem Evangelium erzählt Lukas (1,38-45) von dieser einmaligen Begegnung. Eine Wiederholung hat es leider nicht gegeben. Nur die beiden Kinder werden später ständig irgendetwas miteinander zu tun haben.
Merkwürdig an diesen beiden Menschen ist: Die Freude von Elisabeth gilt nicht dem Kind, das in ihrem Bauch wächst – sie freut sich überschwänglich über das Kind, das im Bauch der Maria darauf wartet, das Licht der Welt zu erblicken. Die alte Frau nennt das noch nicht geborene Kind sogar ihren Herrn! Große Dinge scheinen sich anzukündigen, von denen wir noch wenig wissen. Was weiß Elisabeth? Maria ist in dieser Begegnung still. Sie sagt – außer ihrem Gruß, als sie das Haus betritt – kein Wort. Sie hört zu und überlegt die Aussage Elisabeths in Dankbarkeit.
Die Bewegung des Babys im Bauch könnte so gedeutet werden: Johannes freut sich auf Jesus! Johannes freut sich darüber, dass die alten Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen. Dabei ist Johannes noch nicht einmal geboren! Das macht diese Geschichte schön und spannend. Bevor nur ein Wort gesagt wird, wandert die Freude über die Bäuche der Frauen. Es ist jetzt nicht das Gesicht, auch nicht die Augen, die lachen – es ist der Bauch! Diese Lukas Geschichte ist einmalig: dass ein Bauch vor Freude bebt, hat die Welt bis dahin noch nicht gesehen.
Diese Begegnung zwischen Elisabeth und Maria ist eine intime Szene – eigentlich. Von Lukas aber so gemalt, dass die ganze Welt zusehen soll. In der Begegnung dieser beiden Frauen treffen Welten aufeinander: die „alte“ Welt, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat – und die „neue“ Welt, die Schalom, Frieden, Heil bringt. Hier treffen Hoffnungen aufeinander. Dass Gott so klein anfängt, passt ER doch tatsächlich in einen Bauch.
In dieser Begegnung spüren wir Zärtlichkeit und Nähe. Man fühlt die Wärme der Haut, die Wärme des Atems. Die leisen Worte. Die Hand der Elisabeth – sie liegt jetzt auf dem Bauch der jungen Frau – und spürt wie sich das Kleine bewegt. Wir sehen die Geborgenheit. Eine Hand legt sich auf die Schulter, die andere auf den Bauch. Elisabeth freut sich, ihr Kind freut sich auch, und schenkt Maria Nähe und Wärme, dem Mädchen, das verzweifelt und hilflos einfach dasteht. Maria brachte ihr Kind zur Welt, dann ist Weihnachten.
Nun frage ich mich: Was schenke ich den Andern bei unseren Begegnungen? Angst/Traurigkeit, oder eben Geborgenheit, Freude und Hoffnung? Ja! Dass Menschen in Sicherheit wohnen und glücklich sein können, ist eine Hoffnung von einem Ende der Erde zum anderen. Manchmal braucht der Frieden – nur einen Menschen. Kann ich wohl dieser Mensch sein?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neu Jahr 2022.
Bleiben Sie gesund!
Ihr/Euer Pfarrer
Emeka Ndukaihe