Aktuelles

Pfingsten 2023: Jesus lässt uns nicht als Waisen zurück

Jesus hinterlässt seinen Jüngern seine Worte und Gebote, sein Lebensbeispiel und schließlich seinen Geist. Dies ist auch für uns heute noch die Grundausrüstung, mit der wir in der Nachfolge Jesu unseren Weg gehen. Jesus lässt uns nicht als Waisen zurück. Er verheißt und sendet uns tatsächlich den Heiligen Geist – das nennen wir Pfingsten. Was soll das wohl für uns bedeuten? Man könnte es so zusammenfassen: Ich sende euch fort; werdet selbstständig, mündig, geht euren Lebensweg unter der Führung des Heiligen Geistes; ihr seid nicht allein; ich bin bei euch bis zum Ende der Welt. Eben! Der Geist ist das innerste Geheimnis zwischen Mensch und Gott. Von welchem Geist ist hier die Rede? Heiliger Geist muss unterschieden werden von bösen Geistern. In den synoptischen Evangelien findet man Dämonenaustreibung als Befreiung von parasitären Hausbesetzern (z.B. Mt 8,28-34). Dämonen sind Schadensgeister in physischer und psychischer Hinsicht. Aber wenn der Messias kommt, haben Dämonen ihre Macht verloren.
Wir alle haben den menschlichen und den göttlichen Geist in uns. Da ist es wichtig, die Geister zu unterscheiden und zu erforschen. Man muss ständig reflektieren: Welcher Geist herrscht in mir? Wieso bin ich unruhig? Ist es Freude, Nervosität oder Angst? Karl Barth (1886-1968), evangelischer Theologe, benennt seine Dogmatik III: „Der Geist als Grund der Seele und des Leibes“: d.h. Wir haben Gottes Stimme in uns. Man sucht Gott überall und findet ihn in sich selbst, besonders durch Stille, durch Reflexion. Das will heißen: sich nach innen wenden, beten. Das verlangt Ruhe, hinhören schweigen. Das Gewissen ist die gottgegebene Instanz, die zu guten Entscheidungen führen soll, zu einem Ja oder Nein in bestimmten Situationen, auch zu handeln oder etwas zu unterlassen. Gott hat uns dazu den freien Willen gegeben.
Der Heilige Geist leistet uns seinen Beistand auf unserem Weg in die Mündigkeit. Jesus verlässt diese Erde als Mensch aber Gott verlässt uns nicht! Er sendet uns vielmehr den Geist, gibt uns die Gaben des Geistes, damit wir wissen, wie wir weiterleben sollen. Denn: Er ist auch kein „Helikoptergott“, der aufpasst und ständig kontrolliert. Das widerspräche dem freien Willen des Menschen. Dennoch verspricht er seinen Beistand. Der Geist Gottes wirkt in uns, damit wir uns entfalten können, um aus selbst verschuldeter Unmündigkeit frei zu werden (Immanuel Kant, 1724-1804). Dazu hilft uns das Gewissen, wie bereits erwähnt. Gewissen ist doch der Mittelpunkt christlicher Anthropologie. Durch den Heiligen Geist entwickelt Gott für uns Menschen Autorität aus unserem Inneren, damit wir Gott ähnlich werden. Jesus will uns ja nicht als Waisen zurücklassen. Er ist in uns und geht mit uns.
Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie persönlich die Gaben des Heiligen Geistes wohl erkennen und annehmen.
Ihr Pfarrer

Dr. Dr. Emeka Ndukaihe