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Gedanken zu Ostern 2023
Liebe Gemeinde,
Auferstehung hat mehrere Facetten. In dieser Nacht der vielen Erzählungen erfahren wir einen gemeinsamen Durchzug durch die Geschichte Israels und damit auch den schwierigen Weg unseres Christseins. Gott führt sein Volk aus der Sklaverei in die Freiheit der Kinder Gottes – eine andere Art von Auferstehung. Die vielen Stationen in den biblischen Erfahrungstexte können auch eine Widerspiegelung unseres Lebens sein. Manche davon sind vielleicht nicht unsere persönlichen, aber doch die von vielen Frauen und Männern.
Der Exodus-Text zeigt, dass Gott punktgenau führt. Wir erkennen allerdings vieles davon erst im Nachhinein, im Rückblick. Gott hat die Israeliten vor dem Leid in Ägypten, und vor dem Tod in der Wüste errettet und neues Leben geschenkt – eine Auferstehung. Der liturgische Festkreis, ja auch der Alltag selbst, lehren uns, dass Tod und Leben sehr nahe beieinander sind. Der Glaubensformel des Neuen Testaments „Gott, der Jesus von den Toten erweckt hat“ steht der Satz des Alten Testaments gegenüber „Gott, der dich aus Ägypten geführt hat.“
Diese Befreiungserfahrung aus Ägypten dürfen wir auch heute mit der Feier der Auferstehung des Herrn erleben. In der Tat ist heute Ägypten dort, wo es Ausbeutung der Arbeitskraft gibt, wo Profite nicht hoch genug sein können und viele ihre Arbeitsplätze verlieren. Ägypten ist dort, wo Menschen Schmach und Beleidigungen ausgesetzt sind, wo ihre Menschenwürde nicht ernst genommen wird, wo sie sich in ihren Beziehungen, in ihrer Arbeitswelt eingeengt fühlen, wo sie unmündig gemacht werden, das heißt, all ihren Schmerz, ihre Trauer nicht artikulieren können und dürfen. Ägypten ist dort, wo die Sklaverei heute auch in neuer Form das Sagen hat.
Befreiung aus jeglicher Form der Sklaverei ist mit der Auferstehung des Herrn angebahnt. Unsere Verwundungen und Wundmale, die wir hinzunehmen haben, die wir aber auch anderen bewusst oder unbewusst schlagen, sind auch die Wundmale des Herrn, die in der Osterkerze in kreuzförmiger Gestalt dargestellt sind. Ostern lädt uns ein, der Macht des Bösen, der Macht des Todes Hoffnung entgegenzusetzen. Es ist jene Hoffnung, die durch die Errettung aus Ägypten und durch die Auferstehung Jesu zur Realität geworden ist.
Im Namen des Pfarrteams wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest.
Ihr Pfarrer,

Dr. Dr. Emeka V. Ndukaihe