Konsequenzen des Pfingst-Ereignisses
Pfingsten heißt: Gott schüttet seinen Geist über uns aus, grenzenlos ist seine Liebe. Menschen fangen an, sich zu verstehen, Verzagte werden mutig, Verstummten wachsen die Worte zu. Plötzlich fühlen wir einen guten Geist in der Welt. Ja! In der Sprache der Menschen gibt es Wörter, von denen man sagen kann: man kann das nicht sehen, nicht greifen, aber man kann es fühlen – z. B: Liebe, Freude oder Geist. Ich kann den Heiligen Geist nicht sehen, aber ich kann ihn erfahren. In der Apostelgeschichte (2,1-13) wird es faszinierend geschildert, wie der Heilige Geist wirkt. Der Sturm, die Feuerzungen, das Brausen vom Himmel. Das alles hat die Apostel bewegt. Jesus hat seinen Geist gesendet. Das spürten sie. Sie wurden begeistert in einem ganz tiefen Sinn. Nun, als sie spürten: alles ist doch wahr, da konnten sie vor die Menschen treten. Dann hören wir wie Petrus plötzlich mutig wird und von seinen Erfahrungen überzeugend redet. Sicher: Petrus war kein Redner, er war Fischer. Er hat niemals einen Rhetorikkurs besucht. Er konnte einfach reden, weil er begeistert war. Es gibt auch unter uns Christen Menschen, denen das freimütige Sprechen in die Wiege gelegt ist. Sie können freimütig über ihren Glauben erzählen. Solche brauchen wir heute mehr dann je.
Die Frohbotschaft mit Worten zu verkünden, das ist nicht nur Priestern vorbehalten. Es gibt sicher viele Möglichkeiten, von meinem Glauben zu sprechen. Das Tun ist auch wichtig. Die Apostelgeschichte hat einen sehr symbolischen Zug. Die Apostel werden verstanden von den verschiedenen Völkern. Übertragen auf uns: wer erfüllt vom Heiligen Geist spricht, der spricht so, dass ihn jeder verstehen kann, sei es ein gebildeter, sei es ein ungebildeter Mensch. Die Menschen werden angerührt. Der Glaube entsteht dadurch, dass andere Menschen erzählen, dass andere diesen Glauben mutig in Wort oder Tat verkünden. Pfingsten sagt uns: wir brauchen uns mit der christlichen Botschaft nicht zu verstecken. Johannes beschreibt in seinem Evangelium (Joh.20,19-23), dass die Jünger aus Angst vor den Juden die Türen verschlossen. Doch sind diese Türen kein Hindernis für den Geist Gottes. Wir haben auch viele Türen aus Angst verschlossen. Jesus aber nimmt die Ängste der Jünger ernst. Er nimmt auch unsere Ängste ernst. Ich bin sehr davon überzeugt: gerade meine Ängste, die Ängste der Kirche nimmt Gott an, um sein Werk zu tun. Die Ängste können für mich ein Weg zu Gott sein, indem ich lerne: ich bin als Mensch abhängig von Gott, angewiesen auf seine Fürsorge für mich.
Gott beruft auch heute noch Menschen – dich und mich. Er erfüllt uns immer noch mit seinem Geist. Die Pfingstbotschaft kann mir Mut machen, sich ganz auf Gott zu verlassen, mich bei ihm geborgen zu wissen; aus der Überzeugung: ich lebe aus seiner Kraft. Ich lebe daraus, dass er mich anhaucht. Zwei Mal erzählt die Bibel, dass Gott den Menschen anhaucht: einmal in der Schöpfungsgeschichte (Genesis 1,26-31): Gott blies seinen Lebensatem in den Menschen; zweitens in der Pfingstgeschichte (Joh.20,19-23). Dieses Mal, in Verbindung mit Vergebung. Jesus spricht: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben“. Das heißt: Jeder Akt der Vergebung, jede kleine Versöhnung ist doch ein Zeichen, dass Gottes Geist wirkt in uns. Menschen lernen durch den Geist Gottes einander zu verstehen und gegenseitig anzunehmen. Nicht umsonst zählt Paulus daher in seinem Brief an die Galater (5,16-25) auf, was die Werke des Geistes sind: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Diese tragen zur Versöhnung bei. Sie führen mich zu Gott und den Menschen hin. Ja! Der Geist eint Menschen – unter sich und mit Gott. In der Liebe wirkt der Heilige Geist konkret bei einzelnen und in der Gemeinschaft.
Ihr Pfarrer
Dr. Dr. Emeka V. Ndukaihe